Zentrales Nervensystem und physikalische Behandlungsmöglichkeiten
Das ZNS hat für den Menschen lebenswichtige Bedeutung.
Hier findet die zentrale Verarbeitung der Reize statt, die aus der Umwelt kommen. Alle Empfindungen, Wahrnehmungen und Signale werden in diesem Bereich koordiniert, integriert und auch beantwortet. Daraus resultiert, dass eine Erkrankung dieses Systems weitreichende Folgen hat. Wird das ZNS geschädigt, so ist in vielen Fällen der gesamte Körper betroffen. Zu den häufigsten Erkrankungen des ZNS gehören Epilepsie, Morbus Parkinson, Depressionen sowie Demenz und Alzheimer. Schmerzen sind nur das Symptom einer Erkrankung, nicht aber die Diagnose. Erst die richtige Beschreibung führt zur richtigen Diagnose und damit auch zur richtigen Therapie. Wichtige Faktoren für die Beschreibung von Schmerzen sind ihre Intensität, ihre Lokalisation, Charakteristik und Veränderung.
Als Basistherapie ist Vojta – benannt nach dem tschechischen Arzt Dr. Václav Vojta – unabhängig vom Alter des Patienten bei Bewegungsstörungen, Muskel- oder Atemwegserkrankungen einzusetzen. Durch gezielten Druck auf sogenannte Reizzonen werden Reaktionen im ganzen Organismus ausgelöst. Der Körper antwortet mit angeborenen Bewegungsmustern. So werden die Muskelaktivitäten intensiv geschult, die zur Stabilisierung der Körperhaltung und zur Steuerung der Gliedmaßen notwendig sind. "Es gibt eine besondere Reflexschulung nach Vojta, die speziell auf Kinder zugeschnitten ist", so Ute Repschläger. "Hier ist es wichtig, mehrfach pro Tag die Bewegungsmuster Reflexumdrehen und Reflexkriechen auszulösen." Die Vojta-Therapie ist besonders hilfreich, wenn Kinder motorisch wenig aktiv sind oder Muskelschwächen aufweisen, z. B. bei der Atemfunktion.
Die Bobath-Therapie ist nach dem Ehepaar Bertha und Karel Bobath benannt und wird besonders bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems eingesetzt, z. B. bei Erwachsenen nach einem Schlaganfall oder bei Kindern mit Behinderung durch Sauerstoffmangel unter der Geburt. Ziel des Therapeuten ist es, die Aktivitäten des Patienten zur Bewältigung seines Alltags zu verbessern. Durch gezielte Behandlungstechniken und Motivation werden z. B. die Bewegungsfolgen und -übergänge aufgebaut, Gleichgewichtsreaktionen geübt und die Körperwahrnehmung verbessert. Die Physiotherapie orientiert sich dabei an alters- oder entwicklungsentsprechenden Bewegungsmustern und nutzt alltagspraktische Aktivitäten in realen Situationen. So wird beispielsweise ein Schlaganfall-Patient animiert, die gelähmte Seite bei alltäglichen Verrichtungen wie essen oder waschen zu nutzen. „Ziel der Therapie ist es, mittels spezieller Techniken die Selbstständigkeit und Lebensqualität der Patienten zu erhöhen",. Kinder werden nach Bobath spielerisch motiviert, um Störungen der Sensorik und des Gleichgewichts zu beheben. Bewegungsanreize und –Erfahrungen regen motorisches Lernen an. Kindern mit Bewegungs-, Koordinations- und Wahrnehmungsstörungen wird so zu einer optimalen Entwicklung verholfen.
Sicher greifen, stehen und gehen. Leicht durch den Alltag mit PNF. PNF ist eine Behandlungsmethode der Physiotherapie, die auf dem Zusammenspiel zwischen Nerven und Muskeln aufbaut. Die Abkürzung PNF steht für „Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation“.
Was bedeutet das? Ihr Körper verfügt über unterschiedliche Sinnesorgane. Durch die so genannten Bewegungsfühler (Rezeptoren) nehmen Sie wahr, wie Ihr Körper sich bewegt oder in welcher Haltung er sich befindet („Propriozeptiv“). Daher wissen Sie ohne hinzusehen, ob Sie Ihr Knie gerade strecken oder beugen. Eine PNF-Therapie regt diese Rezeptoren gezielt an und aktiviert sie. PNF fördert somit das Zusammenspiel zwischen Rezeptoren, Nerven und Muskeln („Neuromuskulär“).
Arbeiten sie gut zusammen, fallen Ihnen alle alltäglichen Bewegungen leichter („Fazilitation“). Ihr PNF-Therapeut gibt dabei rotatorische (drehende) Widerstände, um Ihre Muskeln zusammenhängend in so genannten Muskelketten zu aktivieren.
Bewegungsreserven wecken
Am Beginn jeder physiotherapeutischen Behandlung durch PNF steht die „Befundung“ Ihrer Bewegungsfähigkeiten. Dabei besprechen Sie mit dem Therapeuten oder der Therapeutin, welche körperlichen Fähigkeiten Sie verbessern möchten. Durch wechselnde Positionen und Aktivitäten stärken Sie Ihre Bewegungsfähigkeiten. Zugleich wecken Sie die „Bewegungsreserven“, die in Ihnen stecken.
Mit diesen aktivierten Reserven üben Sie schließlich die Bewegungsmuster ein, die Ihnen jetzt noch schwerfallen oder ganz fehlen. Das können alltägliche Fähigkeiten sein wie
- Aufstehen aus eigener Kraft
- Sicher gehen
- Gleichgewicht halten
- Treppen steigen ohne Mühe
- Geschicklichkeit der Hände
- Selbstständig an- und auskleiden
- Essen, schlucken, sprechen, atmen
Sicher greifen, stehen und gehen. Rückenprobleme oder Krankheitsfolgen machen vielen Menschen das Leben schwer. Die Hände zittern, die Beine fühlen sich unendlich schwer an. Aufrecht stehen, sicher gehen, mit fester Hand zugreifen – die PNF-Therapie hilft Ihnen, Ihre Bewegungsfreiheit im Alltag zurückzugewinnen. Sie üben wichtige, im Alltag unentbehrliche Fähigkeiten wieder ein. Sie lernen, Bewegungsmuster so zu verändern, dass sie Ihr Wohlbefinden stärken, statt Schmerzen zu verursachen. Danach führen Sie das Glas wieder gezielt zum Mund. Sie stehen aufrecht und schmerzfrei und laufen sicher. Freuen Sie sich auf einen Spaziergang mit leichten Beinen! Wann kann PNF zur Anwendung kommen?
PNF hilft Menschen mit Störungen des Bewegungs- oder Stützapparates, sich sicher, selbständig und schmerzfrei zu bewegen. Eine Behandlung nach PNF wird insbesondere angewandt bei Bewegungsstörungen aufgrund von:
- Multipler Sklerose
- M. Parkinson
- Querschnittslähmung
- Schädel-Hirn-Trauma
- Schlaganfall
- Gelenkoperationen z.B. an der Hüfte, am Knie
- Sportunfällen
Die Therapie verbessert die bewusste und unbewusste Steuerung der Körperhaltung und Bewegung. Bei schweren Erkrankungen oder Verletzungen fördert PNF lebenserhaltende Funktionen wie die Atmung oder das Schlucken. Die Wirkung von PNF ist durch zahlreiche Studien nachgewiesen.